Presseartikel zum Jubiläum 60 Jahre Fotofreunde Reinheim

von Ute Fischer und Dr. W. Meyer

Mit Licht zeichnen

60 Jahre Fotofreunde Reinheim

Es gibt kaum ein anderes Hobby, das sich im Laufe von sechs Jahrzehnten so extrem weiterentwickelte, wie die Fotografie. Trotzdem blieb sie ihrer Ur-Aussage treu: „Mit Licht zeichnen“. Ja, Fotografie ist mehr als Knipsen. In Reinheim trafen sich im August 1960 einige Fotointeressierte im Volkshaus Reinheim, die mehr wollten, als auf den Auslöser zu drücken. Sie wussten um die Möglichkeiten und Techniken, um nicht nur fotografische Dokumente, sondern wirklich gute Fotos zu machen. Sie wollten die mögliche Palette der Gestaltungsmöglichkeiten kennenlernen und erweitern, bei der Aufnahme und danach bei der Ausarbeitung in der Dunkelkammer. Und sie suchten Freunde der Fotografie, um voneinander zu lernen, sich künstlerisch und in der technischen Umsetzung zu messen und auch um ihr Wissen weiterzugeben.

In so manchem Reinheimer Keller schlummert sicher noch eine Filmentwicklungsdose oder eine Filmabstreifzange, über deren Anwendung die heutige Generation nichts mehr weiß. Unsere Fotofreunde von damals entwickelten ihre Filme selbst teils im abgedunkelten Badezimmer. Um Papierbilder herzustellen, brauchte es ein entsprechendes Vergrößerungsgerät und verschiedene chemische Bäder. Zuerst waren Schwarz-Weiß-Vergrößerungen Standard, dann kamen Farbvergrößerungen dazu – eine Wissenschaft für sich und mit vielen Frustrationen verbunden, wenn man gute Ergebnisse erzielen wollte. Alle, die die geruchsbelästigende Arbeit in der Dunkelkammer noch kennen, sind froh, dass das alles der Vergangenheit angehört. Heutzutage sind analog hergestellte Bilder eher eine (exotische) Kunstform.

60 Jahre ist das also her. Zeit, um inne zu halten und diese letzten rasanten Entwicklungsschritte der Fotografie zu beleuchten: So war es in Reinheim.

Der Vereinsgründung im Dezember 1960 folgte schon im Jahr darauf eine erste Fotoausstellung mit Bildern „Aus und um Reinheim“. 1965 waren es schon 42 Mitglieder und Anlass für den Eintrag ins Vereinsregister. Man traf sich zu regelmäßigen Fotoabenden, ging auf Fotofahrten und maß sich bei internen Fotowettbewerben. Treffpunkt war die Mehrzweckhalle in Spachbrücken, ab 1990 ein fester Raum im Georg-Büchner-Haus. Seit der Hofgut-Umgestaltung finden die Fotoabende jeden 2. und 4. Montag eines Monats in einem der Gruppenräume statt. Die Galerie im Hofgut ist seither ein idealer Raum, den die Stadt Reinheim für die jährlichen Ausstellungen der Fotofreunde zur Verfügung stellt.

Die Entwicklung der Fototechnik vollzog sich bis in die 80er Jahre zunächst in Schritten, z.B. waren Belichtungsautomatik und Autofokus willkommene Neuerungen. Ein großer Umbruch ergab sich Anfang der 90er Jahre für die Fotofreunde, als die digitale Fotografie ihren Siegeszug antrat. Damit wurde all die Erfahrung über die Arbeit mit Film und Fotopapier ungenutztes Wissen. Erste digitale Experimente überzeugten im Fotokalender 2000, erstellt für die Stadt Reinheim. Die neue Technik verlangte aber nicht nur neue Kameras, sondern auch neue leistungsfähige PCs, So`ware für die digitale Bearbeitung von Bilddateien und Beamer für die gemeinsame Betrachtung. Und die Bereitschaft, diese Herausforderung anzunehmen, wie die Fotofreunde es getan haben. Als versierte Nutzer bieten die Fotofreunde seit 2006 Seminare zur Bildbearbeitung an. Der Austausch mit Fotoclubs aus dem Umland vergrößerte die Perspektiven und den Wettbewerb um das ‚perfekte‘ Bild.

Heute, 10 Jahre später, nutzen wir die digitalen Möglichkeiten. Die Fotofreunde-Webseite (Fotofreunde-Reinheim.de) und der Onlinespeicher, neudeutsch ‚Cloud‘, sind unverzichtbare Begleiter der Vereinsarbeit. In Zeiten der Corona-Pandemie können derzeit zwar keine Treffen im Vereinsraum im Hofgut stattfinden, aber wir sehen und hören uns seit einigen Wochen regelmäßig per Video-Chat. Ein gewisser Ersatz für das gesellige Zusammensein, das man als Mitglied in einem Verein üblicherweise schätzt.

Was hat sich (darüber hinaus) in den 60 Jahren seit Gründung des Vereins geändert, wenn man heute wie damals ein aussagekräftiges, auffallendes, ästhetisches Bild anstrebt? Trotz allen technischen Fortschritts eigentlich nicht viel. Es kommt auf den Blick für das Motiv, den richtigen Moment und die gekonnte Umsetzung an. Die Chancen für ein gelungenes Bild sind dank Kameratechnik, Software und der Immer-dabei-Kamera im Smartphone allerdings deutlich gestiegen. Das Streben nach dem ‚besten Bild‘ bleibt und dem wollen sich die Fotofreunde Reinheim auch in Zukunft widmen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert